Wolkenknopf

„Der Knopf ist von nun an mein Geheimnis. Ich trage ihn immer bei mir. Wenn ich mich allein fühle, schaue ich hindurch.“

A. Marshall, 2023, S. 9f.

Und dann kann Liah sehen, was sie zurückgelassen hat in ihrer Heimat, vor allem ihre Großeltern und die beiden Katzen Ari und Bo. Das hilft ihr, in einer neuen Welt, in der sie nichts versteht und die Sprache sich anhört, „[…] als würden viele kleine Steine nacheinander auf den Boden fallen“.

Im Knopfladen, in dem Liahs Mutter Arbeit gefunden hat, bekommt sie den besonderen Knopf in Form einer Wolke geschenkt und er ist ab diesem Zeitpunkt wie ein Rückzugs- und Erinnerungsportal, der die Heimat in der neuen, fremden Welt sichtbar und die Einsamkeit aushaltbarer macht.

Eines Tages lernt die kindliche Protagonistin zufällig Kitty kennen und gemeinsam entdecken sie das erste wichtige und sie miteinander verbindende Wort in der fremdklingenden Sprache: KATZE. Doch dann verliert Liah den so wertvollen Wolkenknopf. Als Kitty den verloren geglaubten Wolkenknopf wiederfindet, will ein Wort unbedingt aus Liah raus: FREUNDIN. Ab diesem Zeitpunkt entdecken die Mädchen gemeinsam spielerisch die neue Sprache.

Das Bilderbuch endet mit einem Traum von einem aus dem Wolkenknopf erwachsenen Sprachenbaum, an dem Wörter in allen Sprachen der Welt wachsen.

„[…] Wer eines braucht, pflückt es sich vom Baum. Und dann kann jeder den anderen verstehen.“

Ideen für den Unterricht

Die Bildsprache des Bilderbuches ist vielseitig und abwechslungsreich und bietet viele zusätzliche Anknüpfungsmomente. Die Welt, in der Liah neu ankommt, wird als offen divers präsentiert und durch farbenreiche Illustrationen dargestellt. Besonders hervorzuheben sind die zwei Katzen, deren Felle aus Landkartenteilen gestaltet sind und die die Erzählung liebevoll begleiten und unterstützen. Sie können stellvertretend für die Sehnsucht nach dem so weit entfernten zu Hause gesehen und verstanden werden und auch dafür, dass wir nie ganz zurücklassen können, was wir aufgeben und uns das, was uns am Herzen liegt, immer bei uns sein kann und darf.

Das Bilderbuch erzählt aus der Perspektive eines Kindes wie es ist, in einer neuen Umgebung anzukommen, in der sich alles fremd anhört und -fühlt, und welche Kraft Sprache und einzelne Wörter haben können, wenn Menschen mit unterschiedlichen Geschichten zusammenkommen.

So wird deutlich, dass selbst wenn Sprachen unterschiedlich klingen und zusammengesetzt werden, sie doch auch ähnliche und immer persönlich bedeutsame Inhalte transportieren, die die Chance in sich tragen, verbindend zu sein.

Methodische Impulse für den Aufbau fachbezogener und überfachlicher Kompetenzen:

Vorschläge für literarische Lernaufgaben (Kompetenzbereich Schreiben & Lesen) nach einer dialogischen Lektüre (Kompetenzbereich Sprechen und Zuhören & Lesen) einzelner Sequenzen des Bilderbuchs:

  • unbekannte und bekannte Sprachmelodien durch Lautmalereien abbilden oder mit Geräuschen vertonen,
  • Sprachmelodien in Harmonie und Rhythmus entdecken und darstellen,
  • unterschiedliche Laute- und oder Laut-Buchstabenzuordnungen in verschiedenen Sprachen recherchieren und Gemeinsamkeiten entdecken,
  • einen eigenen Knopf aussuchen/mitbringen und als Portal in eine eigene Welt (fiktiv oder mit realen Bezügen) nutzen,
  • einen freien und/oder kreativen Text zum eigenen Knopf verfassen und eine Schreibidee entwickeln,
  • über unterschiedliche Vorstellungen und Vorerfahrungen mit Sprachen in den Austausch kommen und die vertretenen Sprachen zur Weiterarbeit nutzen,
    Siehe auch: Wörter auf Reisen https://grupaed.uni-landau.de/lingo-und-parla/material/woerter-auf-reisen/
  • Ein eigenes individuell bedeutsames Tier aussuchen und dies mit Kartenausschnitten aus der ganzen Welt gestalten,
  • Über Sehnsuchtsorte erzählen und diese auf der Weltkarte lesen und entdecken,
  • Einen klassen- und/oder schuleigenen Sprachenbaum entwickeln und gestalten,
  • wichtige Wörter sammeln und Übersetzungen vornehmen/Hilfsmittel nutzen,
  • vertretene Sprachen in der eigenen Schule recherchieren, Expert:innen für Sprachen bestimmen, Übersetzungsteams zusammenstellen,
  • Sprachdiversität als Mehrwert und Ressource in der Klasse/ im Jahrgang/ in der Schule anerkennen und nutzen.