Malala – Für die Rechte der Mädchen

„(…) Wir erkennen die Bedeutung von Licht, wenn wir Dunkelheit sehen. Wir erkennen die Bedeutung unserer Stimme, wenn wir zum Schweigen gebracht werden. (…)“

„(…) lasst uns einen weltweiten Kampf wagen, gegen Analphabetismus, Armut und Terrorismus, lasst uns unsere Bücher und Stifte holen, sie sind unsere stärksten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung zuerst.“

Malala Yousafzai (16) in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen in New York am 12. Juli 2013

Das Sachbilderbuch Malala – Für die Rechte der Frauen widmet sich der Mädchenrechtsaktivistin und Friedensbotschafterin der UN Malala Yousafzai aus Pakistan, die 2014 mit 17 Jahren – als jüngster Mensch jemals – mit dem Friedensnobelpreis für ihre Verdienste im Kampf für die Bildung für alle Kinder dieser Welt ausgezeichnet wurde.

Malala wird in Pakistan geboren und wächst in der Stadt Mingora im Flusstal des Swat auf. Hier lebt sie mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern gegenüber der Schule Khushal, die ihr Vater gründete. Die verschiedenen Überzeugungen hinsichtlich Bildung, Religion und der Rolle der Frauen und Mädchen in ihrem Land nimmt Malala sensibel wahr und kann sie für sich konstruktiv einordnen, sich abgrenzen und für ihre im Elternhaus gelebten Ideale einstehen.

Nach einem großen Erdbeben erlebt Malala, wie religiöse Fanatiker das Leid und die Angst der Menschen ausnutzen und schließlich am 15. Januar 2009 es allen Mädchen im Land verbieten, eine Schule zu besuchen.

Malalas Empörung ist groß und sie gibt nicht auf. Fortan schreibt sie unter einem Pseudonym ein Onlinetagebuch für den britischen Fernsehsender BBC und trägt so ihre Erfahrungen und ihre Forderungen nach Bildung für alle Kinder in die Welt. Malala wird zur Präsidentin des Kinderparlaments des Swat-Tals gewählt, bekommt von der Regierung in Pakistan den nationalen Kinderfriedenspreis verliehen und gründet eine Stiftung. Sie darf auf Veranstaltungen sprechen und sie setzt sich
unermüdlich für ihre Ziele ein.

Am 9. Oktober 2012 wird Malalas Schulbus auf dem Weg nach Hause angehalten und Terroristen schießen ihr dreimal in den Kopf. Die Taliban bekennt sich später zu dem gezielten Attentat.

Malala überlebt wie durch ein Wunder diesen Angriff, wird zunächst in Pakistan behandelt und dann nach England ausgeflogen, wo sie sich mit Zuspruch aus aller Welt erholen kann und nun erst recht den Kampf für ein Recht auf Bildung mutiger als zuvor fortführt.

An Malalas 16. Geburtstag spricht sie vor den Vereinten Nationen in New York und fordert alle internationalen Politikerinnen und Politiker auf, das Recht auf Bildung für alle Kindern zu achten und voranzubringen. Ein Jahr später bekommt Malala den Friedensnobelpreis verliehen.

Am Ende des Buches befindet sich ein zusätzlicher Teil zur weiterführenden Recherche und Vertiefung mit einer durch Fotos, Karten uvm. medial unterstützten Darstellung von Malala Yousafzai, dem Land Pakistan, dem paschtunischen Volk, unterschiedlichen Religionen, der schwierigen Situation von Mädchen in Bildungsprozessen national und auf der ganzen Welt und der Vorstellung großer Vorbilder, die Malala inspirierten. Alle diese Informationen sind kindgerecht aufbereitet und können im Deutschunterricht und/oder fächerübergreifend genutzt werden.

Die letzte Doppelseite ist gefüllt mit Zitaten von Malala Yousafzai, begleitet mit Fotos von ihrem Leben und Wirken.

Allgemeine Praxisanregungen

Dieses Sachbilderbuch wird mit dem Text im Bild, die sich jeweils über eine Bilderbuchdoppelseite erstrecken, farbenstark erzählt.

Die Darstellung des Landes Pakistans durch das kindliche Erleben eines Mädchens zu erfahren, schenkt kindlichen, jugendlichen und erwachsenen Leser:innen einen differenzierten Einblick, der empathische Zugangswege eröffnet und dazu beitragen kann, stereotypische Erzählungen aufzulösen und neue Perspektiven zu gewinnen. Der sehr beeindruckende und hoffnungsspendende Lebensweg von Malala Yousafzai macht Mut und ermutigt dazu, sie bei ihrem Ziel und ihrem Glauben an das Recht auf Bildung für alle Kinder zu unterstützen und dieses Anliegen mit in die Welt zu tragen.

„(…) Die Terroristen dachten, sie könnten meine Ziele verändern und meinen Ehrgeiz stoppen. Aber in meinem Leben hat sich nichts verändert mit einer Ausnahme: Schwäche, Angst und Hoffnungslosigkeit sind verschwunden, Stärke, Kraft und Mut sind geboren. (…)“

Malala Yousafzai (New York, 12. Juli 2013)

Die Erzählung ist an einigen Stellen, insbesondere der Stelle des Attentats auf Malala authentisch dramatisch und schrecklich und könnte einige junge Leser:innen emotional überfordern, wenn sie das Buch allein rezipieren. Im gemeinsamen Vorlesegespräch in der Schule aber, kann die Lehrkraft hier z.B. vorbereitend die anstehenden Ereignisse der Geschichte thematisieren, erklären und bereits einen sicherheitsspendenden Ausblick auf ein „gutes Ende“ geben. Besonders diese Momente der gemeinsamen Begegnung mit Literatur fördern literarische Kompetenzen, da „[d]as Erkunden von
ungewohnten Gefühlen und Konflikten, das Nacherleben auch extremer Lebenssituationen, wie das beim Lesen geschehen kann, Mut erfordert, die Sicherheit gewohnter Alltagsroutinen in der Imagination hinter sich zu lassen. Auch dieser Mut gehört zum literarischen Lernen. Der gemeinsame Austausch über das Gelesene, wie er im Unterricht erfolgt, kann dabei entlastende Unterstützung sein“ (vgl. Spinner, 2007, S. 8).

Methodische Impulse für den Aufbau fachbezogener und überfachlicher Kompetenzen:

Vorschläge für literarische Lernaufgaben (Kompetenzbereich Schreiben & Lesen) nach einer dialogischen Lektüre (Kompetenzbereich Sprechen und Zuhören & Lesen) einzelner Sequenzen des Sachbilderbuchs:

  • Welche Traditionen/Rituale kennst du aus deiner Familie? Woher kommen diese? Welche sind dir besonders wichtig? Welche Rituale wünscht du dir?
  • Wie stellst du dir die Schule Khushal in der Stadt Mingora im Swat-Tal vor, die Malala besuchen kann? Wie sieht ein Klassenzimmer aus? Wieviele Kinder sind in einer Klasse? …
  • Ein paschtunisches Gedicht weiterschreiben, illustrieren, einem anderen Kind/Erwachsenen erklären (vgl. Bilderbuch).
  • Einen Tagebucheintrag aus Malalas Sicht unter ihrem Pseudonym (oder einem eigenen) für die BBC entwickeln, aufschreiben, überarbeiten, veröffentlichen …
  • Kinderfriedenspreise in der eigenen Klasse/Schule vergeben – gemeinsam Kriterien entwickeln (Mut, Einsatz für andere, Konfliktlösung, Geduld, Mitgefühl…)
  • Einen Brief an Malala im Krankenhaus schreiben
  • Einen Text schreiben zum Themenstichwort Freiheit

Ideen zur weiterführenden inhaltlichen Auseinandersetzung

Projekttage: Kinder inspirieren Kinder! – z.B. im Rahmen des Deutsch- und Sachunterrichts für eine Woche, jahrgangsübergreifend, schulübergreifend u.v.m.

  • Andere Kinder recherchieren, die sich für Rechte einsetzen,
  • Andere Kinder und Jugendliche, die z.B. mit dem internationalen Kinder-Friedenspreis ausgezeichnet wurden, erforschen und vorstellen.
  • Steckbrief von berühmten Kindern erstellen – eigene Kategorien erfinden/entwickeln (Beispiele: Heimatland, aktueller Wohnort, dafür kämpft er/sie, davon ist er/sie überzeugt, das würde er/sie gerne in der Welt verändern …)

Thema Kinderrechte – Das Recht auf Bildung! – z.B. im fächerübergreifenden Unterricht

  • Schüler:innen Textideen entwickeln lassen zu Schreibimpulsen (Welche Rechte sind für mich besonders wichtig und warum? Welche Kinderrechte werden bei dir erfüllt/nicht erfüllt? So setze ich mich für Kinderrechte ein…)
  • Kinderkonferenzen abhalten/moderieren/begleiten/anleiten Was sind unsere Wünsche? Wofür will ich einstehen? Wofür können wir alle versuchen einzustehen? Worauf können wir uns in der Klasse einigen?
  • Rede(n) von Malala lesen und lesestrategisch bearbeiten (z.B. persönlich bedeutsame Infos markieren – mit Markierungen Stichpunkte formulieren – im Gespräch wichtiges zusammenfassen und wiedergeben – eigene Meinungen/Ideen zum Text verbalisieren)
  • Eine eigene Rede verfassen und Forderungen für etwas persönlich Wichtiges formulieren (Argumentative Texte verfassen – Argumente recherchieren)

Literatur: Spinner, K.H. (2007): Literarisches Lernen in der Grundschule. In: Kjl&m 59, S. 3-10.